Herbst, es regnet Bilder mit bunten Blättern. Ich habe auch ein Blatt fotografiert: Süßkirschenblatt auf Süßkirschenstamm liegend. Nichts besonderes. Hier die Aufnahme, so wie die Kamera sie macht. Dabei ist die interne Bildkorrektur der Kamera ausgeschaltet, in Adobe Lightroom statt dessen die Option „Neutral“ eingestellt:
So – oder so ähnlich – sieht das Blatt aus. Weil das zu langweilig erscheint, hübscht jede Kamera intern die Aufnahmen auf. Im Modus „Kamera-Standard“ sieht das dann so aus:
Damit das Blatt bunter erscheint, dunkeln wir jetzt die Umgebung ab, indem wir Schwarz verstärken:
Nun ist unser Blatt leider ein Süßkirschenblatt, so sonderlich spektakulär rot hat es der Herbst nicht gefärbt. Lightroom weiß Rat. Wir verstärken einfach Orange und Rot:
Das Bild ist zwar am Mittag gemacht, beliebt aber ist Abendsonne. Also mischen wir Abendsonne hinein:
Zu kitschig? Gut, schalten wir zurück auf Mittagslicht, machen das Bild etwas weicher, dazu partielle Unschärfe, um den Blick auf das Blatt zu konzentrieren:
Noch schlimmer? Sie können kein rotes Blatt mehr sehen? Haben wir auch auf Lager:
Gelb ist doch viel schöner, oder? Und für den, der gar keine Herbstblätter mehr sehen kann, können wir die Zeit auch ein wenig zurückdrehen und das Blatt wieder etwas frischer machen. Nicht wie im Sommer, aber immerhin:
Ich will das jetzt gar nicht bewerten. Fluch und Segen der Technik oder so was. Egal. Es geht mir nur bei all den Herbstbildern, die sich derzeit in den Alben und Blogs ausbreiten, immer die gleiche Frage durch den Kopf: Schöner Herbst oder schön bearbeitet?
Ich bekenne mich schuldig. Auch ich habe Herbstbilder auf meinem Blog der Mitwelt aufgedrängt. Und es werden noch welche dazukommen … Mit dem Bearbeiten ist das so eine Sache. Aufhübschen muss man den an sich schönen Herbst eigentlich nicht. Deine Serie zeigt aber sehr gut, wie verschiedene Techniken und Farbgebungen eine Bildstimmung verändern. Ist eigentlich wie bei der Malerei. Dem Maler stehen ja auch zahllose Verfahren zur Verfügung seine Bildidee und Aussage zu gestalten. Gruß – KUM
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ja genau, ich wollte eigentlich gar nichts gegen Bildbearbeitung sagen, ein Foto gibt ja nie die Wirklichkeit exakt so wieder, wie wir sie sehen – wie schwer es ist, sich der Wirklichkeit anzunähern, wissen Leute, die Kunstwerke o.ä. so zu reproduzieren, dass die Farben nicht verfälscht werden. — Außerdem – dazu mache ich demnächst mal was, greifen alle Kameras, besonders im Automatik-Modus, enorm in die Farbwiedergabe ein, ganz ohne nachträgliche Bildbearbeitung! Lg Martin …
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Ich glaube, daß jeder, der Bilder macht, gewisse Begrenzungen für sich festlegt — ohne solche Begrenzungen macht’s nämlich keinen Spaß. Bei mir ist es: Ich nehme, was die Kamera mir gibt; wenn’s etwas ist, das ich so nicht wollte — umso besser, und es wird allerhöchstens ausgeschnitten. Andere machen das anders — das sehe ich wie Haushundhirsch, das macht die Welt bunt.
Schöner Artikel jedenfalls!
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Der eine hat diese Grafikkarte im PC und jene Einstellung gewählt, der andere anders, einer hat einen Blaustich auf dem Laptop und ein anderer sieht sich mittlerweile seine Webseiten auf dem Monster-TV-Monitor an und mindestens einer von denen hat eine angeborene rein eigenanatomische Farbschwäche … und was derjenige wirklich fotografiert hat, weiss nicht mal derjenige selbst, der das Bild aufgenommen hat, denn er sieht ja nicht exakt dasselbe, was der andere sieht.
Ist das wirklich so wichtig? Und wenn ja: warum?
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Ja, hm, hm, finde ich eigentlich schon wichtig. Das ist doch bei einem Fotografierenden, auch wenn er nur ein Hobby-Knipser ist wie ich, genauso wie bei einem Maler: Er überlegt sich langundbreit, wie die Farbe genau sein soll. Und dann, Frust, kommt bei den Betrachtern was anderes an.
Wichtig ist natürlich was anderes. Das sind alles nur Eitelkeiten, Vanity Fair, ….
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Eigentlich gibt es in diesem Herbst keinen Grund Photoshop zu benutzen. Aber ich habe da auch schon ein paar Erfahrungen gesammelt. Mich machen diese ganzen Möglichkeiten oft ganz tüdelig. Kann mich des öfteren nicht entscheiden, welche Variante mir am besten gefällt. Meistens endet es damit, daß ich die Bearbeitung entnervt abbreche, um es zu einem späteren Zeitpunkt nochmal neu versuchen, oder ich nehme das Foto so, wie es aus der Kamera kommt. Auf jeden Fall spielt der eigene Gemütszustand eine entscheidende Rolle.
LG kiki
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Ja, das hat dann wohl auch mit dem Gemütszustand zu tun, dass viele Leute ihre Bilder auf „schön“ trimmen, vielleicht als Ausgleich, also Oase. LG Martin
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Ach ja, die Technik … und die müßige Diskussion darüber. Ein schlechter Fotograf bleibt auch trotz Einsatz von Photoshop ein schlechter Fotograf, eventuell dauert es mit Photoshop ein wenig länger, um es zu bemerken.
Ich arbeite schon seit gut 20 Jahren professionell mit Photoshop, käme aber nie auf die Idee, in unserem Blog ein bearbeitetes Foto einzustellen. Ebensowenig würde ich einen Ausschnitt auswählen und das Foto beschneiden. Aber … das ist alles Ansichtssache, und zum Glück gibt es darüber sehr viele unterschiedlich Ansichten und Meinungen. Das macht nicht nur ein Kirschbaumblatt farbiger 😉
Liebe Grüße
dm
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Einem schlechten Fotografen hilft die Technik nur sehr, sehr bedingt, obwohl die Industrie natürlich das Gegenteil verspricht. – Aber ansonsten bin ich in meiner Eigenschaft als Hobby-Knipser nicht so puristisch, Ausschnitte mache ich oft, schon deswegen, weil die meisten Kameras im Sucher oder auf dem Display nicht exakt die Grenzen angeben. Und das mit dem Nicht-Bearbeiten, das geht ja kaum noch, weil die Kameras intern schon bearbeiten, was das Zeugs hält. Vielleicht mache ich mal eine kleine Vergleichsreihe, wie sehr die Canons im Automatik-Modus in das Bild eingreifen … Einen schönen Freitag! Martin
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Lieber Martin, du fragst: Schöner Herbst oder schön bearbeitet? Ich sag beides! Mal so, mal so! Wenn ich für mich spreche.
Allerdings jetzt an den Farben zu drehen halte ich für Quatsch, ein bisschen schnibbeln aber und neu zusammenkleben, das haben wir schon früher auf Papier gemacht… nu halt auf dem Schirm und es macht immer noch Spaß.
herzliche Grüße
Frau Blau
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Habe witzigerweise diese Woche ein Exemplar der Schülerzeitung bekommen, an der ich als Schüler mitgearbeitet habe. Da sind Fotomontagen von mir drin – oh je, was war das damals schwierig und wie (gemessen an heutigen Maßstäben) schlecht waren die Ergebnisse!
Einen schönen Gruß! M.
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hast du damals auch geschnibbelt und geklebt?
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na ja, anders ging es ja nicht! Noch als ich meine Dissertation geschrieben habe, habe ich das Manuskript geschnippelt und geklebt (Fußnoten, längere Zitate, eigener Text) und dann wurde das ganze erst sauber abgetippt, damit es ordentlich aussah. Und dann nach den Korrekturen durch die Herren Professoren noch mal das ganze von vorne abgetippt …. was war das Leben ehedem, in Köln am Rhein doch so beschwerlich … LG M.
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eigentlich kann der Herbst das schon ganz allein – färben und verändern – aber die Technik ist auch nicht schlecht
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