Die ungute alte Schallplattenzeit

platte-coverWas waren das noch für Zeiten, dachte ich, als ich gestern am Kaminofen uralte Musik wiedergehört habe, unter anderem „Hot Rats“ von Frank Zappa – Musik, die, als sie 1969 erschien, dem Rest so meilenweit voraus war, das sie immer noch frisch klingt – wer es nicht glaubt, kann ja mal reinhören: hier.

Was waren das noch für Zeit, die Zeiten der Schallplatten. Keine gute Zeiten, ist mir klar geworden, keine gute Zeiten, von Anfang bis Ende.

Es fing ja mit dem Kaufen an. Schallplatten waren in den 60er Jahren relativ teuer, 23 DM, wenn ich mich nicht irre. Und sie unterlagen der Preisbindung wie heute noch Bücher. 23 DM – das war viel, da konnte man ein Auto für volltanken oder in der Kneipe 46 Glas Kölsch trinken. Der Kauf selbst auch ganz anders als später, weil die Plattenläden keine Selbstbedienungsläden waren. Man sagte an der Theke, was man haben wollte, und wenn die Verkäuferin nett war, durfte man vor dem Kauf mal reinhören. Der erste „Saturn“ hat erst 1972 aufgemacht.

Hören konnte man solche Musik um 1968 praktisch nirgends. Wer sich vorstellt, damals hätte das Radio Zappa gespielt oder auch nur die Beatles, liegt völlig schief. Zwar gibt es ab 1965 den „Beat Club“ im Fernsehen, aber die öffentlich-rechtlichen Radiosender ignorierten die englisch-amerikanische Pop-Musik weitgehend, vor allem Blues oder eben Zappa. Da musste man schon die Piratensender hören (in fürchterlicher Qualität) oder die Sender für die amerikanischen und englischen Soldaten wie BFBS oder AFN, die ab und zu mal eine Sendung brachten.

Wenn man also eine Platte hatte, musste man sich mit dem Plattenspieler rumschlagen, der empfindlichen Abtastnadel, die Platten immer nur ganz vorsichtig behandeln, damit ja kein Kratzer drauf kam, mit dem Antistatik-Tuch abwischen, die Nadel regelmäßig erneuern – was alles nichts genützt hat, irgendwann knackte und knisterte es im Hintergrund.

tonabnehmer

Falls man überhaupt eine Anlage hatte, die solche Feinheiten wiedergegeben hätte. Das wiederum hatten die wenigsten. Bevor nach 1970 Unterhaltungselektronik massenhaft und billig aus Japan kam, waren die elterliche Stereo-Truhe oder ein eigenes ausrangiertes Radio mit darauf gestelltem Plattenspieler die Regel. Wer nur ein solches altes dickes Radio hatte, hörte kein Stereo, sondern Mono. Irgendwann kam ich mal auf die Idee, die Kabel des Plattenspielers zu trennen und an zwei alte Radios anzuschließen – jetzt hatte ich eine „Stereo-Anlage“.

Niemand in meinem Umfeld besaß viele Platten, 20 waren schon viel. Die wurden dann ausgeliehen, aber nur an zuverlässige Freunde, wegen der Kratzer. Meine älteste Schallplatte ist die oben abgebildete „Night Session in Dixieland“, die ich von meiner älteren Schwester übernommen hatte. Dixie war zwar nach 1965 so „out“, wie es nur sein konnte, aber ich habe diese relativ rockige Platte geliebt und kann sie heute noch Ton für Ton mitsingen. Die Schallplatte habe  ich noch, aber keinen Plattenspieler. Jetzt brenne ich mir alle Musik auf CDs, aber auch das ist ein Auslaufmodell, bald wird wahrscheinlich nur noch „gestreamt“ …

platte

 

44 Gedanken zu „Die ungute alte Schallplattenzeit

  1. Harald

    Hab den Text und die Kommentare jetzt erst entdeckt und finde mich darin an vielen Stellen wieder: Mit dem Vierspur-, also Mono-Tonbandgerät in Bereitschaft vor dem Radio gesessen, Finger auf der Pausentaste zum Auslösen der Aufnahme, und dann mit Mikrofon vor dem Lautsprecher aufgenommen. Kleine Schwester oder kleinen Bruder angemeckert, wenn sie ins Zimmer kamen, wegen der Nebengeräusche…
    Noch was zu den Preisen: In der 60er Jahren haben LPs 19 DM gekostet, gegen Ende der 60er 22 DM. Und das, obwohl die Preisbindung schon im Juni 1966 durch den BGH aufgehoben wurde. In den 70ern gab es dann massenhaft Plattenläden (z. B. GOVI), die die LPs für 13,90 oder 14,90 DM verkauften. Aus der Zeit stammt der wesentliche Teil meiner Sammlung, die ich nie hergeben würde.
    Keep rocking!

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    1. emhaeu Autor

      Ja, das ist wohl eine Generationensache. Habe gerade auf einem Flohmarkt eine Menge von Schallplatten der 50er Jahre gesehen, Singles. wie anders die doch noch aussahen als die 60er, die dann plötzlich billiger wurden, weil in Köln der Saturn alle Preise unterboten hat … aber ich habe mich auf dem Flohmarkt beherrscht und nichts gekauft …. LG Martin

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  2. münstermann, hans-joachim oder Hajo

    ich sammle mit 68 lenzen immer noch 78er-singles-eps-Ten inch-10″/25cm oder mediumolay und lps aus meist jazz genre-30.5.15

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  3. mickzwo

    Ich hatte eine Musiktruhe von Oma Frieda geerbt. Oben stand ein Grundig-Radio drauf das hatte ein sog. Magisches Auge. Aus diesem Radio spielte die Musik. Den Tonarm habe ich nach langem Probieren mit einem Pfennig beschwert. So konnte ich die Musik hören. Wundervoll.
    Mein Lieblingsspruch war – wie alle Lieblingssprüche – aus der Not geboren: „Sach’ma was iss’n eigentlich dolby?“ Das brachte den den Musikfreak gern mal an den Rand der Verzweifelung. Auf jeden Fall aber konnten wir uns dann auf die Musik konzentrieren..

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    1. emhaeu Autor

      Magisches Auge – ja, ich erinnere mich. Irgendwann habe ich mal entdeckt, dass der Koffer-Plattenspieler meiner Eltern für Stereo ausgelegt war. Da habe ich dann die Kabel für beide Kanäle getrennt, den linken Kanal über ein altes dickes Radio verstärken lassen, den rechten über ein anderes dickes geerbtes Radio. Uuuuhhh! STEREO!!!

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  4. zalp

    Bei mir gibt es ein friedliches und Freude machendes Nebeneinander von alt und neu.
    Ich habe noch meine ersten Vinylplatten, erste und neueste CDs sowie MDs, Cassetten, mp3-Streams – und neuere LPs (u. a. solche mit 180 g, gekauft in der Zeit vor ca. 10 – 15 Jahren). Nachdem ich mehrere Jahre keinen Plattenspieler hatte, habe ich mir vor 15 Jahren einen recht edlen gekauft, kein Vergleich mit denen aus unserer Kindheit/Jugend.
    Während man die digitalen Tonträger eher routiniert-gelangweilt einlegt (unabhängig vom anschließenden Genuss oder Verdruss mit der Musik), zelebriere ich das Plattenauflegen mit seinen ritualartigen Arbeitsschritten regelrecht. Der Klang guter Vinylplatten gefällt mir eigentlich immer noch am besten…..Aber ich verschmähe eben auch nicht die neueren Tonträger und Hifi-Techniken, die so einige (andere) Vorteile bieten.

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    1. emhaeu Autor

      Das Zelebrieren, das ist wohl der springende Punkt, das ist das, was mir fehlt. Bei mir muss es immer schnell gehen. Danke für den Hinweis, ich werde mich mal in Entschleunigung üben! Einen schönen Gruß! Martin

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  5. Follygirl

    Ich fand die Zeit KLASSE! hab mir meine eigenen STERO Lautsprecher an mein altes Radio gebastelt und ich fands wirklich schön. Hab heute noch viele LP’s und einen Plattenspieler.. geht doch nichts drüber… mit dem neumopdischen Kram hab ich nichts am Hut… irgendwie unspannend.
    LG, Petra

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    1. emhaeu Autor

      Na, die Vorteile, die es hat, wenn man die Musik nicht aus alten Radios, sondern aus feinen Lautsprechern hört, sind aber auch nicht von der Hand zu weisen – gut, ich kann es ja verraten: 10 alte Schallplatten habe ich auch noch 😉

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  6. buechermaniac

    Auch ich gehöre zur Schallplattengeneration 🙂 Im Gegensatz zu einigen hier habe ich noch meinen Plattenspieler und würde ihn auch nie hergeben. Lieber renne ich einer neuen Diamantnadel noch hinterher. Denn zwischendurch überkommt es mich und ich lege eine von den Platten auf. Denn da hat es noch so manchen Song, der damals schon Weltklasse war und bleibt.

    Und by the way: Wie kann man denn die LPs digitalisieren? Das würde mich mal echt interessieren. Platz brauchen die Platten viel und schwer sind sie natürlich auch, wenn ich ganze Stapel verschieben muss. Aber hergeben? Nein, würde ich wohl nicht.

    Schönen Tag
    buechermaniac

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    1. emhaeu Autor

      Danke für den Kommentar – wie man die alten Platten digitalisieren kann, habe ich mich auch diese Woche gefragt, weil ich diese Platte, die ich im Post abgebildet habe, nirgendwo im Netz finde.
      Das ist aber die große Ausnahme. Normalerweise haben fleißige Plattenliebhaber die Arbeit schon gemacht und man braucht sich die digitalisierten Daten nur herunterzuladen. Wenn man die Platte besitzt, dürfte das sogar legal sein.
      Manchmal gibt es ja Unterschiede zwischen den später veröffentlichten CD-Versionen und der ursprünglichen Platte. Deswegen werden von den Fans die Platten direkt digitalisiert, und zwar in FLAC (=verlustloser) – Qualität. Die FLACs kann man dann ohne weitere Umwandlung z.B. mit dem Programm CDBurner auf CD brennen. ………………………….. jetzt habe ich doch mal nachgesehen, wie man Platten digitalisiert. Es gibt mehrere Methoden, eine einfache ist hier beschrieben:
      http://support.microsoft.com/kb/979985/de
      Gruß Martin

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      1. buechermaniac

        Super! Vielen Dank für den Link, den ich gleich einmal studieren werde. Ich habe auch noch massenweise Kassetten, die die Schubladen füllen. Mit denen könnte ich es wagen, einmal zu digitalisieren.

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      2. emhaeu Autor

        Aber, wie gesagt, es ist viel einfacher (und, wenn man die Kassete/LP besitzt, auch legal) die Musik aus der Piratenbucht o.ä. herunterzuladen. Spart viel Arbeit! LG Martin

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  7. Frau Blau

    Hot rats … war eine meiner Lieblingsscheiben von Zappa, höre ich immer noch mal gerne …
    und dieser Stress mit den Platten, da kann ich ein Lied von singen, mein großer Bruder hat mich gehasst 🙂 er behauptet noch heute, dass ich alle seine Scheiben verschandelt hätte … du siehst man kann auch mit nur einem Bruder Traumen haben, die mindestens 7 Therapiesitzungen benötigen 😉

    sorry, irgendwie sind mir deine letzten Artikel durch die Lappen gegangen, aber kann ich ja nachholen

    hab einen feinen Tag
    liebe Grüße Ulli

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  8. mae

    @Kommentar 20:01h (direkt antworten ging nicht)
    Ich habe auch noch KH mit langem Kabel, aber man möchte sich manchmal ja auch (vorsichtig ausgedrückt) ‚bewegen‘ beim Musikhören, deshalb sind drahtlose KH wirklich eine sehr gute Investition. Reichweite mindestens 3 Etagen (ausgetestet!) 😉
    Wahrnehmungsmässig liegt die Rezeption bei mir an Tagesform und Gesamtstimmung, aber bei manchen Alben / Liedern kann ich mich auch noch genau an den damaligen Ersthör-Kontext erinnern. Bei anderen an gar nichts.
    Was lernen wir daraus? K.A.

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  9. haushundhirschblog

    Gar keine ungute Zeit, aber sicherlich eine Zeit, die einen größeren Platzbedarf beanspruchte, je nach Umfang der Plattensammlung. Wenn ich heute in einem winzigen CD-Booklet versuche, die noch winzigeren Buchstaben in Wörtern oder gar ganzen Zeilen zu lesen, komme ich nicht umhin, mir die großen LP-Cover plus Innenteil zurückzuwünschen … oder einen besseren Optiker. Aber das hat, glaube ich, nichts mit der Musik zutun 😉

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  10. Stefan

    Ein schöner Artikel der mich auch an meine Schallplattenzeit erinnert. Im Laufe der Zeit habe ich meine Schallplatten verkauft oder verschenkt und besitze heute leider keine Platten mehr. Doch lebt das „Schwarze Gold“ noch immer wie man hier sieht. Eine Kurz-Doku über Menschen die heute noch mit Vinyl arbeiten: „For the record“ http://vimeo.com/54125853

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  11. mae

    Da muss ich einiges korrigieren…
    Eine normale LP kostete in den 70er Jahren ca. 15,90DM, eine Single 6DM. Ok, die Kaufkraft war damals niedriger, aber bitte: was kostet z.B. aktuell die neueste „Rush“ bei Amazon: 22,90€. Hm…
    Bzgl. „Saturn“ etc.: das ist doch kein Argument. Die haben ein großes Sortiment, aber auch vorwiegend Mainstream.
    In den 70ern gab es erheblich mehr kleinere oder mittlere Plattenläden, auch viele Elektro- und Fotoläden führten Schallplatten und Kaufhäuser sowieso (dortselbst konnte man prinzipiell auch ‚reinhören‘). Ich kann mich an die Kaiserstrasse in Frankfurt erinnern, da allein gab es 4-5 solcher kleinerer Läden. Da hat man dann vielleicht mal teure 19,90DM bezahlt (wie ich für meine allererste Platte – Cat Stevens/Numbers), aber auch mal für einen ‚Ladenhüter‘ nur 5DM – neu.
    Es war also nicht so wie heute, wo es de facto zwei Quasi-Monopolisten gibt (die in Wirklichkeit auch noch zur selben Holding gehören!!!) und dann noch das Internet, sondern es gab – in den Städten – erheblich mehr Einkaufsquellen. Der Wettbewerb ist inzwischen schlicht ins Netz gewandert.
    Bzgl. Radio: natürlich hat man auch damals möglichst massenkonform gesendet, d.h. nicht Zappa, sondern die Kinks, Beatles und auch Schlager. Ist doch heute genauso bzw. noch viel schlimmer: welcher Radiosender bitte spielt üblicherweise alte Bluesmusik oder Led Zeppelin? Ist überall derselbe Popmüll: Madonna, Shakira, Robbie Williams, Red Hot Chili Peppers etc. Also keinerlei Verbesserung.
    Im Gegensatz zu heute allerdings gab es damals keine Privatsender, d.h. z.B. die Lieder der „Hitparaden“ wurden ausgespielt und nicht „präsentiert von Firma Soundso“. Es gab in ö-r Sendern spätabends gute Themensendungen zu einzelnen Bands, die dann 2-3 Stunden dauerten und bei denen man sich mit dem Inhalt der Texte etc. befasste und auch Interviews mit den Musikern hören konnte. Natürlich völlig werbefrei. Oh ja, gute alte Radiozeit.
    „Ungut“ war an der Schallplattenzeit m.E. nur die Kratzer-Empfindlichkeit der Medien. Dafür ist deren Haltbarkeit an sich erheblich länger als die von CD oder DVD, letztere werden nach ein paar Jahrzehnten nicht mehr lesbar sein. Und zerkratzt werden können sie auch, Blurays erst recht. Da werden sich etliche Archive noch sehr wundern. Noch empfindlicher sind selbstgebrannte CDs.
    Wie lange so eine derzeit gültige mpx-Datei lesbar sein wird, ist auch ein Geheimnis: die Entwicklung ist hier ja rasant.
    Optisch machen Platten sowieso mehr her.
    Klangmässig kommt es stark auf den Musiktyp an: je erdiger und basslastiger die Musik ist, desto eher neige ich zur Platte. Manche digital überarbeiteten CD-Neuerscheinungen sind im Vergleich zum Original schlicht ins Grauen mutiert, z.B. Springsteen/Born to run oder die Beatles-Neuveröffentlichungen. Viel zu hoch ausgesteuert. Im Klassikbereich bevorzuge ich tatsächlich CDs.
    Dass es einen (auf niedrigem Niveau) stabilen Schallplattenmarkt gibt, seht man ja an den Produktionszahlen. Inzwischen hat auch „Saturn“ wieder ein kleines entsprechendes Eckerl.
    Noch was bzgl. der „massenhaft und billig aus Japan“ kommenden Stereoanlagen: es kommt immer auf die Qualität an. Ein japanischer High-End-Verstärker von 1980 (Marantz z.B.) mit entsprechenden Boxen wird in der Klangqualität durch eine heutige PC-/Lautsprecherkombination wohl kaum zu schlagen sein. Schlagen tun dann höchstens die Nachbarn 🙂
    Gruß,

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    1. emhaeu Autor

      Danke für den ausführlichen Kommentar!

      Aber ich beziehe mich auf die 60er Jahre. Erst nach 1970 hat Saturn die Preisbindung für Schallplatten zu Fall gebracht, indem sie sich einfach darüber hinweg gesetzt haben und den LP-Preis von den vorher vorgeschriebenen 23 DM auf 13 – 15 DM runtergesetzt haben, worauf die Leute von weit her nach Köln zu Saturn gefahren sind. Das ging dann sehr schnell, … , und schon waren die Preise überall im keller, aber, wie gesagt, erst in den 70ern.
      Ich wollte auch nicht pauschal etwas gegen japanische Elektronik sagen, im Gegenteil, ich habe auch sehr hochwertige Komponenten, die noch „Made in Japan“ sind, was ja ein Qualitätsmerkmal ist. Die Japaner haben aber um 1970 nicht nur den Fotomarkt, sondern auch den gerade erst entstehenden HiFi-Markt aufgemischt, und zwar mit Produkten über die gesamte Bandbreite, auch im unteren Preissegment. Nicht umsonst haben die deutschen Traditionsfirmen wie Dual und Nordmende langsam aber sicher dicht machen müssen.
      Und: Das mit dem Radio bezieht sich bei mir auch auf die 60er Jahre. In den 60ern habe ich das Radio rauf und runter gedreht, da kam nichts, keine Kinks, keine Beatles, erst recht keine Yardbirds oder mal Bob Dylan. Nur zwei Mal die Woche beim (privaten) RTL-Radio und Samstags vormittags beim BFBS. Der erste Sender, der es dann anders machte, war – wenn ich das richtig im Kopf habe, SWR 3 – aber auch da gab es noch keine Dauerberieselung, sondern feste Programmplätze.
      Auch da ist der Umbruch um 1970 erstaunlich schnell gekommen, plötzlich war da überall die seichte Dauer-Pop-Berieselung, lauter Sender, die nicht gerade eine Bereicherung waren und sind.
      Da können wir uns schnell drauf einigen. Aber auch beim Radio geht die Zeit weiter, genau wie bei den CDs. die bald zum alten eisen gehören werden (die Kids heute kaufen schon gar keine mehr, scheint mir). Es gibt so gute Internet-Radios, da kann ich zwischen 5 Blues-Stationen wählen usw. Es wird nicht mehr lange dauern, da brauche ich gar keine physischen Tonträger mehr zu Hause und habe doch genau das, was ich will. Ob da eine gute Entwicklung ist, weiß ich nicht.
      Ich wollte nur mal drauf hinweisen, dass es in den 60er Jahren mit der Musik nicht so einfach war …
      Einen schönen Gruß! Martin

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      1. mae

        Danke für die ausführliche Antwort. 🙂 Die Zeit lief eben auch ab Ende der 60er weiter, deshalb hatte ich mich an der Eingrenzung ein bisschen dran gestört. Aber sei’s drum.
        Ich habe mir vor einem Jahr einen neuen Plattenspieler gekauft und ergötze mich in besonderen Momenten daran, die geliebten alten Scheiben mal wieder zu hören – inklusive Kratzerstellen. Klingt schon ‚wärmer‘ in meinen Ohren (das gilt allerdings zugegeben auch für nicht-[sic!]überarbeitete CD-Versionen.
        Auf Internetradios habe ich einfach keinen Bock, ich sitze eh schon den ganzen Tag am Rechner, da geht zuhause Musik nur via Anlage (inklusive Musik-DVDs, den Blueray-Spieler habe ich dreist ebenfalls via Cinch angeschlossen 🙂 Ich sage nur: Woodstock – Original Konzertfilm.)
        Die Kids kaufen keine CDs mehr, stimmt. Aber das ist auch irgendwie blöd: gebrauchte CDs oder gar neue Klassiker bekommt man für ein paar Euro, da ist der legale Download teurer. Das Problem für diese Generation ist, scheint mir, dass sie so derart mit den inflationär vorhandenen Mediendateien aller Art zugeballert werden, dass es ihnen an Selektionskriterien fehlt. Kann man sehr gut in jedem Bus/Ubahn-Wagen/etc. beobachten: mittels „Smartphone“ hastiges Durch-Wischen von Mail, Video, Musikdatei ist gängig. Traurig. Da kommt es dann zwangsweise zu Konzentrationsschwächen im Alltag. Ein langes Musikstück á la Pink Floyd oder Yes oder gar Beethoven anzuhören wird dann a bissle anstrengend, fürchte ich.
        Bzw. sind Mails ja auch schon wieder out. Mann, bin ich von gestern!
        And I like it.

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      2. emhaeu Autor

        Ja stimmt, ich sehe die Entwicklung auch mit Sorgen ….. das mit dem Zuballern … deswegen höre ich auch kein Internet-Radio und fast kein sonstiges Radio, sondern nur manchmal abends CDs, dann aber richtig und nicht im Hintergrund!

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      3. emhaeu Autor

        oh, ich habe nur die AKG K601 MIT Kabel 😉 manchmal denke ich, nur was ich mit Kopfhörer gehört habe, habe ich wirklich – wie soll ich sagen – aufgenommen.

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  12. Susanne Haun

    Hallo Martin, ich gehöre auch noch zu den letzten der Schallplattengeneration, wobei bei mir schon relativ früh das CD Zeitalter begann. Nichtdestotrotz habe ich noch einen riesigen Stapel Platten, den ich mangels Plattenspieler nicht mehr hören kann. Ich weiss ehrlich gesagt nicht so recht, was ich damit machen soll …..
    Viel Status Quo und Filmmusik habe ich da zu bieten. Wenn du sie haben möchtest, Martin, schenke ich sie dir gerne!
    Grüße von Susanne

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    1. emhaeu Autor

      Dank, liebe Susanne, aber ich bin ja in der gleichen Lage: Kein Plattenspieler mehr! Und außerdem mache ich seit drei Jahren eine Anti-Sammel-Kur, so eine Art Entschlackung! Einen schönen Gruß! Martin

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      1. Susanne Haun

        Das hört sich gut an, Martin, eine Anti-Sammel-Kur. Bestimmt nicht einfach aber deine Tochter wird es dir sicher irgendwann einmal danken!
        Ich versuche meine Bestände auch gering zu halten aber es gelingt mir weder bei Büchern noch bei Bildern aber die Schallplatten, die will ich tatsächlich los werden……
        einen schönen Tag wünscht Susanne

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      2. emhaeu Autor

        „Deine Tochter wird es Dir danken“ — das war für mich tatsächlich ein prägendes Erlebnis. Ich habe in den letzten Jahren mehrere Wohnungen von Eltern, Tanten, Schwiegervater und Schwiegermutter ausgeräumt, da macht man sich so seine Gedanken …..
        Wünsche einen erfolgreichen Tag! Martin

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  13. snoopylife

    Was ich ganz interessant finde: Früher haben wir gesessen und die ganze Seite gehört. Dann musste man meistens aufstehen und UMDREHEN. Die Alben, die ich als Schallplatten hab, wahlweise Kassetten, kenne ich Lied für Lied in und auswendig, egal, welches meine Lieblingslieder waren. Aber heute – leihe CD-s aus oder hör es online, denke nach der Hälfte „och nee“ und klicke weiter. Ungeduldiger geworden. Weniger konzentriertes Zuhören, in diesem Fall. Mir entgeht bestimmt eine Menge, denke ich manchmal.

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    1. emhaeu Autor

      Da sprichst du einen wesentlichen Punkt an. Ist ja auch so, dass ich die alten Platten so gut kenne, weil ich früher so wenige hatte und die um so intensiver gehört habe. Da geht, wenn alles immerzu zur Verfügung steht, auch ein wichtiges Moment verloren. Noch viel früher sind Leute, wenn sie ein Mal im Jahr oder gar ein Mal in 10 Jahren in die Oper gehen konnten, fast in Ohnmacht gefallen, weil sie die Wucht des Erlebnisses kaum ertragen konnten.

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  14. Pit

    P.S. zu „(un)gute alte Zeit“: für mich ist es immer noch die GUTE alte Zeit, auch wenn es bestimmt nur die romatische Verklärung durch die lange Zeit dazwischen ist.

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  15. Pit

    Hallo Martin,
    das mit den Kratzern auf Schallplatten erinnert mich an meinen Musiklehrer. Wenn er uns etwas von der Schallplatte vorspielen wollte, und es war nicht gleich am Anfang der Platte, dann schob er einfach den Tonabnehmer quer über die Platte! Wunderbares Geräusch! Der Mann war wohl der Vorläufer zu heutigen Disk-Jockeys. Aber uns hat sich dabei fast der Magen umgedreht.
    Apropos Schallplatten heute: m.W. gibt es immer noch absolut hochwertige – und teure – Plattenspieler. Ich würde auch immer nch gerne meine „alten Schätzchen“ auf CD übertragen. Aber leider stehen diese Platten ebenso wie viele meiner Bücher noch in Deutschland, und ich weiß nicht, wann bzw. ob überhaupt ich sie einmal nach hier bekomme.
    Liebe Grüße aus dem südlichen Texas,
    Pit

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    1. emhaeu Autor

      Das mit dem Übertragen haben in 98% der Fälle schon andere Leute für dich gemacht, wenn es nicht ganz seltene aufnahmen sind, dann findest Du die in Super-(FLAC)-Qualität zum herunterladen … LG Martin

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      1. Pit

        War eigentlich auch mehr ein sentimentaler Gedanke, denn die Qualität wäre natürlich bei Weitem nicht das Non-Plus-Ultra.

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  16. sonjasperspektive

    Meine Bescheidene Plattensammlung werde ich wohl nieeeeeeeeeeeeeeeeeemals hergeben. Nostalgie pur!! 😉
    Ich grüsse dich.

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    1. emhaeu Autor

      Halte sie fest! Mir tut es manchmal inzwischen leid, dass ich fast alle verkauft habe, eigentlich hauptsächlich wegen der Cover, so eine CD hat da ja wenig zu bieten … LG Martin

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  17. hansekiki

    So richtig „out“ ist die Schallplatte dennoch nicht. Ist zwar heutzutage ein Nischenprodukt, aber sie hat ihre treuen Anhänger. Ich besitze einen ganzen Haufen an Platten und es kommen immer noch welche dazu. Die besten Sachen digitalisiere ich anschließend, damit ich die Musik auch auf dem iPod hören kann, für unterwegs sozusagen.

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    1. emhaeu Autor

      Stimmt, ich habe einen Freund, der ist felsenfest der Meinung, dass Schallplatten besser klingen. Er hat es mir auch schon zu demonstrieren versucht, aber mehr als die Ohren aufsperren kann ich nicht :blink:

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  18. juneautumn

    Mit Plattenspielern habe ich nur noch am Rande Erfahrungen gemacht, aber ich erinnere mich an viele Tage, die ich vorm Radio verbracht habe, den Finger auf der Record-Taste. Und wehe, der Moderator quatschte rein! 🙂 Bei manchen Liedern warte ich heute noch auf den Kommentar, so, wie er auf der Kassette aufgenommen war…

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