Just in den Wochen, wo im sogenannten Hambacher Forst der Kampf um die diversen Baumhäuser tobte, hat RWE die Tagebaugrenze ein ganzes Stück weit vorgeschoben. Ich bin am Mittwoch da langgeradelt, kein Mensch weit und breit. Auf dem bild, das ich gemacht habe, kann man sehen, wie die neue Grenze mitten durch ein abgeerntes Maisfeld verläuft, im Hintergrund der umstrittene Wald, rechts vor dem Wald das „Wiesencamp“. Da mein Handy mit ziemlich starkem Weitwinkel fotografiert, sehen die Entfernungen weiter aus, als sie sind. Von meinem Standort bis zum „Wiesencamp“ sind es kaum 500 Meter.
Niemand hat sich darüber aufgeregt, dass die Felder zerstört worden sind, obwohl die Wiesencamper die schweren Maschinen doch nicht übersehen konnten.
Ich finde das seltsam. In dem kleinen Waldstück wird um jeden Baum erbittert gekämpft, um die Felder kümmert sich kein Mensch. Auch naturbelassene Wiesenstücke wie dieses:
finden keinerlei Beachtung. Vor nicht allzu langer Zeit ist an der Kiesgrube, die an den sogenannten Hambacher Forst grenzt, ein großes Stück 5 – 10 Meter breiter Hecke gerodet worden. Hat auch niemand interessiert, obwohl solche naturbelassenen Wiesenstücke und wild wuchernde Hecken doch bekanntlich wichtige Flächen für eine Menge von Tierarten sind.
Für die Braunkohlegegner zählt offenbar nur der Wald, den sie infantilisierend „Hambi“ nennen. Gerade in dem Moment, wo ich dies schreibe, findet draußen so eine Art Mischung aus Volksfest und Rockkonzert statt, Großdemo genannt. Die Leute trampeln über die Felder (gerade im Moment ist wieder eine Gruppe quer über das schon für die Herbstbestellung vorbereitete Feld vor meiner Haustür gegangen, um ein wenig abzukürzen), parken auf den Wiesen – wahrscheinlich ohne jedes schlechte Gewissen. Sollen sich nicht so haben, die blöden Bauern. Wenn es wenigstens Bio-Bauern wären, am besten Demeter. Tatsächlich? Eher nicht, denn als in den 90er Jahren der Demeterhof Haus Etzweiler (mitten im wirklichen Hambacher Forst gelegen) der Braunkohle weichen musste und das hübsche Herrenhaus abgerissen wurde, hat – soweit ich mich erinnere – auch niemand protestiert.
Man könnte auf die Idee kommen, für die, die da protestieren, sei der Wald nur ein Vorwand. Der Partei „Die Linke“, die gestern das gesamte Bahnhofsgelände mit ihren Plakaten verziert hat, unterstelle ich das. Aber die überwiegende Mehrheit, scheint mir, kämpft tatsächlich um dieses im Grunde lächerlich kleine Waldstück.
Offenbar spielt da eine seltsame Sakralisierung des Waldes eine Rolle: Wer wagt es, den heiligen Wald anzutasten? Ach, der Waldtick der Romantiker ist bei den Deutschen offenbar genetisch verankert.
Ach Martin, wie Recht Du hast!
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Wiesen sind (vielleicht) die Stiefkinder des Umweltschutzes? Wie oft habe ich mich schon über parkende Autos auf ihnen geärgert! Und wenn es dann noch Leute sind, die sich für den Schutz der Natur einsetzen wird es mehr wie fragwürdig!
Dennoch bin ich froh, dass der Wald jetzt erst einmal eine Ruhepause hat, schauen wir mal wie es weitergeht mit dem Braunkohleabbau und dem Hambacher Forst.
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Hoffentlich wirklich eine Ruhepause, in der das Ganze mal in Ruhe, vernünftig und friedlich angegangen wird.
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😦
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Jetzt bin ich erst mal ein paar Tage an einem anderen, völlig ruhigen Wald …
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Der Vermutung würde ich mich auch anschliessen, dass die Bäume für den Protest bewusst als wirksamer ausgewählt wurden. Ist ja auch nicdht verkehrt, denn warum sollen nicht plakative Mittel angewandt werden, wenn man doch weiss, wie Menschen emotional ticken?
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Wenn und solange da solch ein rationaler Gedankengang hinter steht, dann kann ich damit auch gut umgehen. Was mich beunruhigt, ist der Verdacht, dass da vor allem Irrationales eine Rolle spielt. Bin halt jemand, der immer auf Vernunft hofft.
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Zuviel diesbezügliche Hoffnungen sind bestimmt zu optimistisch. Tierschutz ist ja ein ganz ähnlich schwieriges Thema.
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Zum Tierschutz habe ich auch was auf Lager, aber jetzt mach ich erst mal Pause in einem anderen Wald.
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So kommt man vom einen zum anderen. Eine gelungene Auszeit wünsche ich dir!
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Lieber Martin,
ich sehe den Wald als Symbol an und ich habe mich sehr gefreut, dass offensichtlich doch mit genügend Protest etwas bewegt werden kann. Ich habe das nicht erwartet, ich dachte alle Proteste seien umsonst.
Micha sagt gerade, dass es schon skuril sei, dass sich alles auf den Wald und nicht auf den Rest der Umwelt, wie die Wiesen und den Demeter Bauernhof konzentriere. Ich finde es skuril, dass offenbar die Bequemlichkeit vor dem Umweltschutz steht. Hauptsache das Auto ist dabei. Die Deutschen und ihr Auto!
Liebe Grüße von Susanne und Micha 🙂 🙂
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Liebe Susanne, Autos waren tatsächlich in Massen hier; die Anreise mit dem Zug war allerdings, so habe ich gehört, keineswegs ein Vergnügen. Aber das Auto ist nun mal eine Art heiliger Kuh, — wobei ich auch da für Vernunft und Maß plädiere, denn nicht jeder kann auf das Auto verzichte, aber jeder könnte öfters überlegen, ob er nun tatsächlich mit dem Auto losfahren muss …
Schönen Sonntag! Martin
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Ich denke auch, lieber Martin, wenn das Auto in Maßen benutzt wird, dann ist dagegen nichts einzuwenden.
Einen schönen Wochenbeginn von Susanne
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