Fotos auf seltsamen Wegen

Im vorletzten Beitrag hatte ich erwähnt, dass ich zu meiner Überraschung über eines meiner Fotos gestolpert bin, und zwar bei Wikimedia Commons – siehe den obigen Screenshot. Was hat es damit auf sich?

Nun, die Quelle, aus der Wikimedia dieses Foto hat, ist klar: Panoramio. Panoramio, wem das nichts sagt, war ein Dienst von Google, ein Forum, auf das man Bilder hochladen konnte, die dann, wenn sie bestimmten Kriterien genügten, in Google Earth oder Google Maps übernommen wurden. Dort konnte sie jeder anklicken und ich habe mich immer mächtig gefreut, wenn manche Bilder 1000, 3000 oder gar über 10.000mal angeklickt worden sind.

2016 hat Google diesen Dienst eingestellt, vorher öfters gewarnt, man solle seine Fotos sichern; dazu wurde auch eine Option angeboten, an die ich mich nicht mehr so genau erinnere, die aber darauf hinauslief, dass Google diese Sicherung irgendwie selbst übernimmt. Das habe ich angekreuzt.

Ich habe dann nichts mehr davon gehört und hatte mich schon damit abgefunden, dass die Bilder (etwa 120) verloren sind, denn längst nicht von allen hatte ich eine Sicherungskopie. Zu meinen Überraschung tauchten dann die meisten (oder alle?) Bilder wieder in meinem Google-Account auf, irgendwo versteckt in einem Archiv. So weit so gut.

Aber wie kommt das Bild dann zur Wikipedia, dort mit meinem Namen versehen und mit dem Vermerk, es sei ohne Urheberrechte für alle möglichen Zwecke frei verfügbar?

Nun, jetzt muss ich zugeben, dass ich das Kleingedruckte bei Panoramio nie gelesen habe. Kann sein, dass ich auf alle Rechte verzichtet habe. Macht ja auch nichts, ich muss mich ja zum Glück nicht vom Verkauf meiner Urlaubsfotos ernähren. Als die Bilder noch bei Google Earth waren, hat mich übrigens zweimal irgendeine Werbeagentur angemailt, ob sie ein Bild verwenden dürften.

Eine kostenlose kleine Unterstützung für Wikipedia – habe ich gar nichts gegen. Es geht aber noch weiter. Wenn ich unter meinem Namen über die Google-Bildersuche nach Fotos von mir suche, kommt nicht viel, ganz einfach, weil es einen sehr rührigen Profi-Fotografen gleichen Namens gibt und einen Journalisten und Autor. Zuerst bin ich deswegen nur auf das Bild von Bustaselvin gestoßen, freilich diesmal auf einer anderen Website:

Nun gut, könnte man denken, die haben es halt von Wikimedia Commons und da steht es ja als gemeinfrei. Dem ist aber nicht so: Die Seite hat das Bild durch eine automatisierte Suche (Bot) in einem Webarchiv gefunden, wo die alten Panoramio-Bilder gespiegelt waren, inclusive meiner recht exakten Positionsangaben, aber nur unter meinem Screen-Name. Die Seite heißt mapio.net – eine Immobilienseite.

Und wer ein Bild aus dem Archiv gefischt hat, der fischt auch noch mehr:

Wieder ein älteres Bild von mir aus Asturien, ursprünglich auf Google Maps zu finden, nicht aber in Wikimedia Commons. Ich mache noch eine Probe: Ob mapio auch meine Bilder aus Polen geangelt hat? Haben sie. Auch alle meine Bilder aus einem kleinen polnischen Dorf sind auf der Immobilien-Seite gelandet, obwohl mein Foto der Dorfstraße von Ujazd Dolny den Wert der dortigen Immobilien nicht gerade steigern dürfte, aber das Geschäftsmodell von mapio.net habe ich sowieso nicht begriffen. Vielleicht beruht es nur auf der reichlich eingeblendeten Werbung, die ich auf den Screenshots abgeschnitten habe.

22 Gedanken zu „Fotos auf seltsamen Wegen

  1. juergen61

    Hallo Martin,
    das ist ein weit verbreitetes Problem, bei Instagram z.B. haben sie alle Rchte am Bild das du dort einstellst, Facebook genauso. Also so klein wie möglich einstellen. Copyright Stempel helfen nur begrenzt, dein Hinweis auf Photoshop ist berechtigt. Und noch ein Problem, seit es immmer mehr hochauflösende Bildschirme gibt reicht schon ein einfacher Screenshot : Wenn ich den bei meinem 27Zoll Eizo mache bekomme ich eine Datei von 10MB die sich per Photoshop in guter Qualität auf 20MB steigern lässt…da kann man ohne Probleme danach das Bild als A4 in einer zeitschrift drucken ! Wünsche dir noch einen angenehmen Sonntag, Grüsse von Jürgen

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    1. emhaeu Autor

      … so ist es leider, und es betrifft leider die Leute, die mit Photos Geld verdienen wollen oder müssen, für die es auch aus anderen Gründen – z.b. die billigen Agenturen, bei denen sich viele Zeitschriften bedienen – immer enger wird.
      Trotzdem einen schönen Sonntag!

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  2. Susanne Haun

    In Punkto Naivität können wir uns die Hand reichen, Martin!
    Ich versuche meine Fotos nicht auf solche Plattformen hochzuladen. Aber wer weiss schon, wo zum Beispiel die Instagram Fotos landen?
    Den Speicherplatz bei WordPress habe ich gekauft. Ich hoffe, das schützt mich davor, dass mutwillig meine Bilder von der Plattform aus weiterverkauft werden.
    Wer weiss das aber schon?
    LG Susanne

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    1. Pit

      Liebe Susanne,
      nichts ist einfacher als Bilder aus WordPress zu klauen. Ich habe mir schon einige von anderen Blogs heruntergeladen und als Bildschirmhintergrund verwendet. Immer allerdings unter Benachrichtigung des jeweiligen Rechteinhabers. Und solange es um die rein private Nutzung nur auf dem eigenen Computer geht, hat normalerweise niemand etwas dagegen einzuwenden. Aber es waere mir ein Leichtes, ein Bild danach auch ganz einfach zu verkaufen. Deswegen versehe ich viele meiner Bilder auf WP auch mit meinem Namen. Aber den koennte man ja auch herausschneiden, ohne das Bild grossartig zu zerstoeren, weil der Name immer in der rechten unteren Ecke erscheint. Um das zu vermeiden, habe manche Profis ihren Copyright Vermerk quer ueber dem ganzen Bild angebracht. Aber das stoert den Betrachter natuerlich sehr.
      Liebe Gruesse vom „Bilderklau-Pit“! 😀
      P.S.: Einige von meinen „geklauten“ Bildern [z.B. die der lieben Dina von der englischen Kreidekueste] habe ich ja auch als Vorlage fuer meine Malereien genutzt. Aber auch das nach Information/Ankuendigung.

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      1. Susanne Haun

        Lieber Pit,
        ich habe in der EXif Datei mein Copyright zu stehen und verkleiner die Bilder soweit, dass sie nicht mehr druckbar sind. Es hilft sicher nicht viel aber wenn es einige abschreckt. 😉
        Ich sehe mein Blog ja auch als mein größtes Werk, denn dort sind chronologisch meine Arbeiten aufgelistet. 🙂
        Liebe Grüße von Susanne

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      2. Pit

        Liebe Susanne,
        das Verkleinern – muesste aber SEHR stark sei, und damit moeglicherweise auch im Blog unbrauchbar – wird wohl die beste Moeglichkeit sein, Missbrauch zu verhindern. Da stimme ich Dir zu. Die Exif-Datei laesst sich zu leicht entfernen.
        Liebe Gruesse,
        Pit

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      3. Susanne Haun

        Lieber Pit,
        wer kopieren will, der kopiert oder er klaut einfach die Idee, was in der Regel noch schlimmer ist.
        Viele Grüße nach Texas, ich hoffe, euch geht es in Zeiten des Virus gut,
        Susanne

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      4. Pit

        Danke, liebe Susanne. Uns geht es hier gut – noch, denn wer weiss schon was wird. Die Aussichten, sich anzustecken, sind ja leider ziemlich gross. Wenn ich ehrlich bin, dann rechne ich schon damit, hoffe aber, dass der Verlauf nicht sehr schlimm wird.
        Und was das Klauen/Kopieren angeht: das hast Dur leider wohl recht. 😦
        Auch Dir alles Gute, und liebe Gruesse,
        Pit

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      5. Pit

        Stimmt, Martin. Daran hatte ich gar nicht gedacht, obwohl ich eigene Fotos ja auch manchmal so bearbeite.
        Liebe Gruesse,
        Pit

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    2. emhaeu Autor

      Liebe Susanne,
      mir scheint, dass Deine Zeichnungen (u.ä.) doch gar nicht gefährdet sind, denn natürlich kann sich jemand die runterladen ebenso wie sich jemand in eine Ausstellung oder ein Museum stellen und ein Bild kopieren (altertümlich mit der Hand) oder einfach abfotografieren kann. Dann kann er sich, falls er ein Foto gemacht hat, vielleicht ein Poster an die Wand hängen, aber doch keine originale Zeichnung von Dir …..

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      1. Susanne Haun

        Da hast du natürlich recht, Martin. Nichtsdestotrotz möchte ich natürlich für meine Arbeit entlohnt werden so wie jeder andere auch.
        Vor einiger Zeit habe ich eine Einladung von einer Galerie in Mitte bekommen. Ich war völlig verwirrt. Auf der Einladung war eine Zeichnung von mir abgebildet, ein Selbstportrait.
        Du wirst es nicht glauben, da hat eine junge Frau eine Zeichnung von mir kopiert und als Abschlussarbeit abgegeben. Die Uni und die Galerie haben alle Abschlussarbeiten ausgestellt. Natürlich habe ich mit der Professorin und der Galeristin gesprochen. Die Professorin war ob der plumpen Fälschung sprachlos! Ich auch.
        Liebe Grüße von Susanne

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  3. Pit

    Da werde ich dann wohl auch mal recherchieren muessen. Bei Panoramio habe ich nur wenige Bilder hochgeladen, wohl aber Google selber, z.B. von Restaurants, die ich besucht habe. Ob es auch andere Lokalitaeten waren, das weiss ich nicht.

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    1. emhaeu Autor

      Seit des Panoramio nicht mehr gibt, kann man bei Google (aus leicht durchschaubaren geschäftlichen Gründen) ja nur noch Bilder zu den Orten hochladen, die Google vorgibt, also Restaurants, Hotels etc. vornehmlich. Auch ein paar Sehenswürdigkeiten sind dabei. Inwieweit man die Urheberrechte mit dem Hochladen an Google abtritt, weiß ich nicht. Ist aber, denk ich, auch nicht schlimm, so besonders sind jedenfalls die Bilder, die ich von Currywurst mit Fritten mache, sicherlich nicht. Und trotzdem werden sie erstaunlich oft angesehen ….
      Schönen Sonntag!

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      1. Pit

        Ich wundere mich auch immer wieder, wie oft meine Fotos bei Google angesehen werden.
        Liebe Gruesse, und auch Dir einen schoenen Sonntag,
        Pit

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    1. emhaeu Autor

      Man könnte auch sagen: da wird vor Augen geführt, wie naiv ich an die Sache mit Panoramio gegangen bin. Kommt demnächst noch ein selbstkritischer Beitrag von mir, in dem es um meine Naivität im Umgang mit dem Internet geht …..

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