Neben dem Schreibtisch – dessen Geschichte und Gegenwart aber bis zum Buchstaben S warten muss – steht der Computer:

Nicht besonderes, so ein ganz normaler Windows-Computer, der schon ein paar Jahre bei mir seinen Dienst tut, meistens, leider nur meistens, ohne zu klagen. Das Ding ist nicht gerade ein Höhepunkt des Zimmer-Stylings. Designbewußtere Menschen als ich hätten schon längst einen iMac angeschafft oder wären auf einen Laptop umgestiegen, den man so schön schamhaft verstecken kann.
Aber ich habe nun mal mit Windows angefangen und bin weniger aus Überzeugung als aus Sparsamkeitsgründen dabei geblieben. Allerdings: Mit Windows angefangen, das stimmt so gar nicht. Die Anfänge lagen in der Lüneburger Heide.
Reisen wir also ins Jahr 1988 und in ein Dorf südlich von Lüneburg, wo in einem Haus mit Blick auf Pferdewiesen der Verleger eines großen Kleinverlages oder kleinen mittelständischen Verlages residierte. Der hatte den Herrn Vollmar (der sich auch auf WordPress rumtreibt – https://fabfourblog.com/) und mich als Redakteure für seine kleine Verlagszeitschrift ausersehen, eine Zusammenarbeit, die nach drei Heften schon wieder endete, aber der Verleger war technisch gesehen auf einem modernen Stand und überredete uns, uns einen Computer anzuschaffen, das würde die Arbeit doch sehr erleichtern.
Das taten wir dann auch, nach einigem Hin und Her schafften wir gemeinsam einen Schneider Joyce an. Gemeinsam, das war kein größeres Problem, denn der Herr Vollmar wohnte damals nur ein Stockwerk tiefer. Wir schrieben also die Texte auf dem Schneider Joyce, was gar nicht schwierig war, denn die Dinger waren recht benutzerfreundlich. Als wir dann die volle Diskette per Post (ja, so ging das damals noch) an den Herrn Verleger schickten, ernteten wir statt Lob einen Aufschrei. Alle Computer im Verlag arbeiteten mit einem Betriebssystem, das der Verleger immer DOS nannte. Mit unseren Disketten könne er nichts anfangen. Da die Zeitschrift aber nun mal bald erscheinen sollte, hat er sich umgehört und in Hannover jemand gefunden, der ihm unsere Dateien in die DOS-Welt umwandelte. Das war blöd, aber noch mehr wollten wir in die Sache nicht investieren, schließlich bekamen wir für unsere Tätigkeit als Redakteure keinen Pfennig. Ich hatte nur zugesagt, weil ich damals irgendeine Chance gesucht hatte, einen Fuß ins Verlagswesen zu bekommen.
Lange aber hat es nicht gedauert, da habe ich mir einen ersten eigenen DOS-Computer gekauft. Einen DOS-Computer, der noch kein Windows hatte, denn Windows war noch nicht erfunden, Word auch nicht, stattdessen schrieb ich mit dem Programm Wordstar – ach, wer moderne Computer und Programme kennt, kann es sich gar nicht vorstellen, wie mühsam das Formatieren von Texten damit war. Als sie gesehen hat, wie schwierig das war, hat sich eine Freundin, die heute Schulleiterin ist, gesagt: Das tue ich mir nicht an. Und hat sich eine hochmoderne IBM-Schreibmaschine gekauft, die immer die letzten drei Zeilen gespeichert hat, so dass man diese – und nur diese – schnell korrigieren konnte. Das war viel einfacher. Hat aber nicht lange gedauert, da flog das teure Ding auf den Müll.
Damals waren eigentlich alle in meiner Umgebung, übrigens auch die Experten der Zeitschrift „Stiftung Warentest“, der Meinung, kein Mensch brauche einen „Personal Computer“. Fürs Leben und meine Arbeit als Lehrer habe ich das Ding auch nicht gebraucht, aber ich wollte ja – wie erwähnt – unbedingt in die Welt der Bücher und Buchschreiber einsteigen, und mit dem PC war das Verfassen oder Bearbeiten von Manuskripten halt viel einfacher.
Für den Verleger in der Lüneburger Heide habe ich nach dem Ende der Zeitschrift dann noch die Redaktion eines Jahreskalenders übernommen. Hat prima geklappt mit dem PC, allerdings hat sich der Kalender sehr schlecht verkauft. Dann noch ein Buch mit dem Titel „Risiko und Freiheit: Hasard – Das Wagnis der Verwirklichung“ aus dem Englischen übersetzt. Puh, war das schwierig, vor allem, weil ich mir Mühe gegeben hatte, die Begrifflichkeit exakt zu übersetzen. Der Herr Verleger hat meine Übersetzung als unbrauchbar zurückgewiesen. Wenig später ist das Buch in seinem Verlag erschienen, 99 % der Übersetzung stammten Wort für Wort von mir, aber als Übersetzer stand ein anderer Name drin. Da hatte ich dann die Nase voll von dem Verlag in der idyllischen Lüneburger Heide. Nur beim Computer bin ich geblieben.