Blattläuse vertilgen ohne Gift

Auf den Apfelbäumen haben sich die Blattläuse breit gemacht. Zuerst habe ich gedacht, dieses Jahr kämen weniger, aber dann, sozusagen über Nacht, saß alles voll. Die Triebspitze auf dem Bild sieht noch harmlos aus, anderen haben die Blattläuse so zugesetzt, dass sie fast abgestorben sind.

Das Internet weiß Rat. So scheint es. Aber die Tipps, die da in unterschiedlichsten Quellen verbreitet werden, scheinen mir alle daneben zu sein.

Mit einem scharfen Strahl absprühen hilft bestimmt, wenn es nur wenige sind und man nur ein kleines Bäumchen hat. Ob die Läuse nicht bald wieder da sind, weil die Ameisen nicht auf sie verzichten wollen, ist die Frage.

Brennnesseljauche, Rhabarberbrühe, Rainfarnbrühe sind die nächsten Tipps der Leute, die sagen: Chemie in meinem Garten? Kommt nicht in Frage…

Fangen wir mit dem Rainfarn an. Wir sind heute 9 km über Felder und am Waldrand bis zum nächsten Dorf spaziert – selbst wenn ich allen Rainfarn, den ich unterwegs gesehen habe, abgerupft hätte, hätte das allenfalls für einen Baum gereicht. Der Rainfarn ist zu der Jahreszeit noch klein, Blüten kommen erst viel später.

Brennnesseljauche ist eine ziemlich eklig stinkende Angelegenheit. Brennnesseln könnte ich genügend auftreiben, den Gestank hab ich auch schon mal verkraftet, nur die Nachbarn haben sich beschwert. Was aber die Keine-Chemie-in-meinem-Garten-Fraktion nicht weiß oder nicht wissen will: Die Herstellung einer Jauche ist selbstverständlich ein chemischer Prozess. Und das Ergebnis ist eine giftige Brühe. Wäre sie das nicht, könnte sie gegen die Blattläuse nichts ausrichten. Welche Insekten sonst noch durch die „natürliche“ Giftbrühe umgebracht werden, fragt kein Mensch, oder fast keiner, denn ein Forschungsbericht des Bundesumweltamtes hat schon 1995 festgestellt: „Brennesseljauche, ein vielgepriesener Naturstoff, ist ein völlig unkontrollierbares Gemisch, das
wiederum hochtoxische Fäulnisprodukte in wechselnder Konzentration und Zusammensetzung enthalten kann.“

Rhabarberbrühe hat auch so seine Probleme. Erstens müsste ich noch ein paar Bekannte mit Rhabarber im Garten bitten, mir Blätter zu geben. Zweitens aber gilt das Gleiche wie bei der Brennnesseljauche. Wenn das Zeugs nicht giftig wäre, würde es nicht helfen. Im Fall des Rhabarbers ist es die Oxalsäure, die bekanntlich in Blättern und Stängeln steckt und die auch für den Menschen nicht so arg gesund ist. Den höchste Gehalt an Oxalsäure weisen, wer hätte es gedacht, die Blätter auf. Menschen können das verkraften, Insekten nicht. Ob Oxalsäure bienenfreundlich ist, darüber habe ich nichts gefunden.

Dann noch ein ganz heißer Tipp der Keine-Chemie-in-meinem-Garten-Fraktion: Bohnenkaffee auf die Bäume sprühen. Na prima. Dass es sich bei Koffein um ein Nervengift handelt, dürfte bekannt sein. Klar, Menschen – die meisten jedenfalls – vertragen eine Menge von diesem Nervengift. Läuse brauchen nur eine kleinere Dosis, andere Insekten auch. Jemand, der das gerne etwas plakativ ausdrückt, hat mal gesagt: Wenn Kaffee heute von einer Firma auf den Markt gebracht werden würde, würden sofort die entsprechenden Kontrollstellen einschreiten. Das Zeug ist, auch über das Koffein hinaus, voller Inhaltsstoffe, deren Gefährlichkeit z.T. heftig umstritten ist. Und wieder: Was der Mensch verträgt, ist für Tiere und Insekten noch lange nicht gesund. Ob das Gift nun aus der Natur oder aus dem Chemielabor kommt, spielt dabei keinerlei Rolle. Im Gegenteil: Gifte aus dem Chemielabor sind standardisiert und überprüft. Bei Kaffee gibt es einige Hinweise, dass dieses „natürliche“ Gift nicht nur die Tiere umbringt, die der Gärtner nicht in seinem Garten haben will. Alles andere wundert nur den, der meint, alles, was aus der Natur kommt, ist gut und gesund.

Kurzum, ich habe mich für eine Methode entschieden, die ein wenig eklig war. Ich habe die befallenen Blätter mit den Fingern abgezwackt und in die braune Tonne verfrachtet. Die Triebspitzen sehen jetzt allerdings ziemlich gerupft aus:

19 Gedanken zu „Blattläuse vertilgen ohne Gift

  1. hanneweb

    Quetsche die zur Zeit extrem vielen Blattläuse auf meinen Pflanzen auch soweit möglich zwischen den Fingern kaputt und ansonsten gebe ich etwas Spülmittel in das Wasser, womit ich diese „Blattlaustrauben“ gründlich besprühe. Nachdem sie angeblich durch platzen ins Nirvana befördert sind, dusche ich die Pflanzen mit dem Gartenschlauch ab und geb so zumindest erstmal den Blumen usw eine gute Chance sich zu entfalten.
    Liebe Grüße von Hanne

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    1. emhaeu Autor

      Ja, klingt gut und funktioniert bei kleineren Pflanzen bestimmt gut …. bis auf den Ekelaspekt, aber da muss man durch. …. bei 4 Meter hohen Bäumen wird das allerdings sehr schwierig.
      Einen schönen Gruß aus dem Garten, in dem ich gerade in der schon recht tiefen Sonne sitze ….

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    1. emhaeu Autor

      Ja, hier auch, aber komischerweise gehen sie immer in die Schlehenbäume, vielleicht aus Gewohnheit, vielleicht schmecken die Läuse dort besser …. dieses Jahr ist es besonders schlimm bei den Apfelbäumen, hängt vermutlich mit dem trockenen und zeitweise warmen Wetter zusammen.

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      1. puzzleblume

        Auch bei den Kommentaren gibt es einen Papierkorb, den findest du in deinem Admin-bereich unter „Kommentare“, da könnte er noch drinhängen.

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  2. Pit

    Ja, man hat es schon nicht einfach mit der Natur. Hier frage ich mich, wenn ich Gras in den Rabatten um die Baeume mit Essig vernichte, inwieweit das den Baeumen schaden koennte, denn weil ich es immer wieder tun muss, duerfte doch – so denke ich jedenfalls – auch Essig an die Wurzeln der Baeume gelangen. Aber Essig ist mir immer noch lieber als ein glyphosathaltiges Unkrautvernichtungsmittel. Ich koennte natuerlich auch so wie Du vorgehen, und in Handarbeit das Grass immer wieder ausrupfen, aber dazu bin ich zu faul. 😦

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      1. Pit

        Das Problem: wir haben so viele Flaechen, wo das Ausrupfen noetig waere, und das Berudagras ist so invasiv und ueberlebensfaehig, das ich da staendig dran sei muesste.

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      2. emhaeu Autor

        Und wenn man das Gras einmal entfernt und dann die gesamte freie Fläche dick mit Rasenschnitt abdeckt? Wächst das da durch? Rheinische Gräser jedenfalls nicht 😉

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      3. Pit

        Leider ist das Bermudagras so etwas von resistent und „lebensfroh“, dass es so gut wie nicht auszurotten ist. Solange nur ein kleines Stueck Wurzel im Boden verbleibt – und das laesst sich ueberhaupt nicht vermeiden – treibt es daraus wieder aus. Mit Rasenschnitt haben wir es zwar noch nicht versucht, aber mit dickem Mulch. Selbst gute 5 Zentimeter helfen da nicht. Also bleibt mir doch nur der wiederholte Essig, wenn ich nicht mit Glyphosat ran will.

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      4. emhaeu Autor

        Glyphosat heißt von Monsato aber deswegen RoundUp, weil es auch die Bäume angreift. Da gibt es Spezialmittel, die nur für Gräser giftig sind, vielleicht auch für Bermudagras – hab ich noch nie gehört, vermute aber mal, das ist dieses hartblättrige Gras, das ich in Kalifornien in den Gärten gesehen habe.

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      5. Pit

        Genau weil es nicht nur krebserregend sein soll, sondern eben auch Alles kaputtmacht, mag ich Glyphosat nicht. Aber ih habe, trotz vielfaeltiger Suche, ausser Essig noch keinen Ersatz gefunden. Auch unser hiesiger Landwirtschaftsdienst weiss da keinen Rat.

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