Luftratten, Friedensvögel, Heiliger Geist (1)

„La Paloma, ade/ auf Matrosen, ohé!“ – eine Lied, dass ich aus meiner Kindheit gut im Ohr habe. Um Möwen geht es dabei, habe ich immer gedacht. Die Leute, die das oben abgebildete Plattencover entworfen haben auch. Möwen sind der Vogel des Seemanns, weiß doch jedes Kind.

Aber man lernt ja dazu im Laufe seines Lebens,  z.B. so viel Spanisch, dass man erstaunt erfährt, dass „La Paloma“ die Taube ist.  Am schönen Lac D’Hourtin habe dann gelernt, dass man die Taube im gebratenen Zustand auch essen kann. Pigeon en cocotte, hörte sich gut an. War aber nicht viel dran, kaum zum satt essen, selbst wenn man die Knochen mitgegessen hat. Geschieht einem recht, wenn man das billigste Menü bestellt.  Als Gartenbesitzer habe ich dann gelernt, dass Tauben hungrige Vögel sind, die Kirschen und Beeren abgefressen, was sie aber nicht wirklich von den Amseln unterscheidet.

Der Vogel wiederum, der in manchen frommen Bildern auf Jesus herabschwebt – oben sehen Sie eine erfrischend unprüde Version des Künstlers Ulrich Leive mit einer Taube im Sturzflug – hatte für mich ebensowenig wie die drei Vögel, die Picasso als Friedenssymbol entworfen hat, irgend etwas mit den graublauen Tieren zu tun, die regelmäßig auf Nachbars Tanne rumgurren.  Fein gerahmt sehen Picassos Tauben übrigens so aus:

So hat mich die Welt der diversen Tauben nicht so sehr beschäftigt, bis ich in Klausbernd Vollmars Blog die Formulierung las:  „Tauben, die Ratten der Lüfte“. Hm, hm. Wie wird aus dem Kirschen klauenden und die Markusplätze dieser Welt vollscheissenden grauen Gurrvieh ein Symbol für den  Frieden und den  Heiligen Geist? Eine Frage, die, wie sich bald zeigte, gar nicht so schnell & einfach zu beantworten ist. Und weil Blogger nicht gerne viel Text lesen, wird die Antwort auf mehrere Folgen verteilt.

22 Gedanken zu „Luftratten, Friedensvögel, Heiliger Geist (1)

  1. Pingback: Picasso und die Friedenstaube (7) | Rumgekritzelt

  2. wholelottarosie

    Obwohl das Verhältnis von Mensch und Taube oft von Gegensätzen geprägt ist, gelten sie doch über alle Kulturgrenzen hinweg als Symbol für Liebe und Frieden. Früher hatte ich einen Nachbarn, der Brieftauben züchtete und voller Zuneigung zu seinen Vögeln war. Er erklärte mir, dass eine Taube sehr intelligent sein muß, weil sie ständig dass Erdmagnetfeld und den Sonnenstand beobachten muss, damit sie wieder den Weg nach Hause findet. Manche Tauben waren stundenlang unterwegs. Auch erzählte er, dass im Krieg oft Brieftauben als „Kuriere“ benutzt wurden.
    Ich persönlich würde Tauben nicht als „Ratten der Lüfte“ bezeichnen, aber auch nicht als „Friedenstauben“ oder „Hochzeitstauben“, sondern als das, was sie sind: Schöne Vögel, die sowohl nützlich als auch schädlich sein können.
    LG von Rosie

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    1. emhaeu Autor

      Genau! Damit ist das, was ich in den weiteren Folgen dieser kleinen Serie über Tauben schreiben wollte, schon vorweggenommen. Das mit den „Ratten der Lüfte“ habe ich nur zitiert, finde ich nicht nett den armen Tauben gegenüber!

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      1. wholelottarosie

        Ohjeee….das tut mir leid…..denn „vorwegnehmen“ wollte ich natürlich nichts 😦
        Aber ich bin ganz sicher, dass du noch viel Interessantes über diese besonderen Vögel herausfinden und berichten wirst….
        LG von Rosie

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  3. Frau Blau

    ich muss doch noch etwas schreiben und das ist, dass ich Tauben mag… dass sie in den Städten alles vollscheißen und Denkmäler zerstören und sie dort zur Plage wurden, ist nicht das Ding der Tauben an sich, sondern liegt an den Bedingungen, die wir Menschen eben schaffen…
    und ich mochte auch nie den Begriff: Flugratten und mag es auch überhaupt nicht, wenn Vögel abgeknallt werden, um unsere Gaumen zu streicheln, denn viel mehr tun sie ja nicht, wenn nicht gerade drei von ihnen auf den Tellern liegen. Nennt mich eng, dann sage ich ja, in dem Fall schon 😉
    liebgrüßt Frau Blau in die Runde

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    1. emhaeu Autor

      Ist auch meine Meinung – ich habe vielleicht vergessen zu schreiben, dass ich die Tauben 1981 gegessen habe und seitdem keine mehr, wobei es auch bleiben wird, falls keine Hungernot ausbricht. Ich hatte schon Probleme, die Hühner, die wir zeitweise hatten, zu essen, obwohl der Verstand sagt, dass das Quatsch ist.
      Tauben machen bestimmt nicht mehr Dreck als andere Vögel – ich habe mir auch schon überlegt, ob die im alten Rom oder Jerusalem auch schon ein Problem gewesen sind. Nein, außer den Tauben, die immer meine Kirschen fressen, mag ich alle Tauben. Und dass die die Kirschen fressen, dafür können sie natürlich auch nichts. Aber ich: Ich könnte ja ein Netz über den Baum werfen oder so was ….
      In der übernächsten Folge werde ich auch eine Lanze für die Taube brechen …. einen schönen Tagesausklang! M.

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      1. Frau Blau

        wenn eine Hungersnot ausbricht, esse ich vielleicht auch gebratene Ameisen 😉
        ja und Netz ist bestimmt eine gute Idee, dachte ich dieses Jahr hier auch, als sich die Krähen und Eichelhäher ihre Bäuche vollschlugen und wir in die Röhre schauten… nächstes Jahr,m wir sind ja lernfähig

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      2. Pit

        Ameisen – nicht gebratene sondern tiefgefrorene – hatte ich heute Morgen tatsächlich zum Frühstück. Das kommt hier immer mal wieder vor, weil sie [„sugar ants“ nennt meine Frau diese ganz kleine Art] unter unserem alten Haus nisten und einfach nicht wegzukriegen sind. Und sie kommen in fast alle Nahrungsmittel in der Speisekammer rein, wenn da nur (etwas) Zucker drin ist. Es ist ganz schwierig, Behälter zu finden, die so dicht schließen, dass sie nicht rein können. Neulich – und auch das kommt immer wieder vor – kamen sie sogar in noch nicht geöffnete Müslipackingen rein! Da muss die Schweißnaht nicht absolut dicht gewesen sein. Da ich eine volle Packung nun nicht gerne wegwerfen wollte, habe ich die einfach in den Gefrierschrank gelegt, und da sind die „Biester“ dann erfroren. Und heute Morgen schwammen eben ein paar in der Milch in meinem Müsli. So bekomme ich dann ganz nebenbei auch meine Proteine! 😉 Im Ernst: ich mache mir nichts draus, wenn es denn deren nicht zu viele sind, und wenn sie sich nicht mehr bewegen. So ist nun mal das Landleben im südlichen Texas!
        Liebe Grüße,
        Pit
        P.S.: Heute war auch ein Artikel in der Presse, dass man die (ver)wilde(rte)n Schweine, die hier vielfach in Horden auftreten und großen Schaden anrichten, ja abschießen und dann essen kann. Das liegt mir aber denn doch nicht so. Mal abgesehen davon, dass so ein Schwein mir auch schon in den Schuss laufen müsste, um bei meinen Schießkünsten überhaupt getroffen zu werden.

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      3. Pit

        Liebe Frau Blau,
        danke für „bon appetit“. 😉 Wie ich schon zu Martin gesagt habe: es macht mir zwar nichts aus, diese kleinen Tierchen mitzuessen, aber ich drängle mich nicht danach – bestimmt nicht.
        Liebe Grüße aus dem Land der Zucker und sonstigen Ameisen,
        Pit

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      4. Pit

        Hallo Martin,
        und was hast Du, bitteschön, gegen „ganz natürliche“ Proteine? 😉 Diese Ameisen kommen, um mal einen deutschen Werbespruch abzuwandeln, doch „aus texanischen Landen direkt auif den Tisch“. Wie Deine Frau schon sagt, ich nehme die Natur, wie sie ist. 😉
        Aber mal im Ernst: ich würde auch lieber drauf verzichten. Und es kann schon lästig werden, weil wir weit mehr als eigentlich nötig, im Kühlschrank bzw. um Tiefkühlschrank lagern müssen. Ansonsten sind diese „sugar ants“ nicht problematisch, wohl aber ihre Verwandten draußen, die „fire ants“. Wenn man denen zu nahe kommt und sie beißen zu, brennt’s höllisch und es gibt unangenehm juckende Pusteln. Im Hause haben wir zu allem Überfluß gelegentlich auch kleine Skorpione: muss man des nachts sehr aufpassen, wo man hintritt. Tja, das Vergnügen des texanischen Landlebens.
        Liebe Grüße aus „southern Texas, where everything either sticks, stings or stinks“,
        Pit
        P.S. zum Thema Frühstück: heute Morgen habe ich auf die Ameisen verzichtet 😉 und mir einen schönen Toast gegönnt, aus ziemlich herzhaftem und bissfesten Mehrkornbrot, mit … Grafschafter Apfelschmaus! Hatte ich noch im Kühlschrank, ebenso wie Grafschafter Goldsaft [damit gibt’s heute Abend „Rievkooche“. [Hoffentlich habe ich diesmal die kölsche Rechtschreibung hingekriegt.]

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  4. Pit

    Hallo Martin,
    ich lese zwar durchaus gerne viel Text, muss aber zugeben, dass ich dazu ganz traditionell gedruckte Texte vorziehe. Auf dem Computer möchte ich nicht gerne scrollen müssen. Aber trotzdem: auch längere Artikel von Dir lese ich mit Begeisterung.
    Bös jejrößt on maach et joot, wie der Rheinländer sagen würde,
    Pit

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    1. emhaeu Autor

      …. „bös“ – über die korrekte Rechtschreibung und Grammatik des Hoch-Kölschen müssen wir uns noch mal unterhalten (;–))

      Deshalb bitte ich schon mal im Voraus, etwaige Rechtschreibfehler zu entschuldigen – das Kölsche ist eben nur meine erste Fremdsprache …

      “Leeven Schäl, wat es dat dann?”
      “Dat is minge Cadillac!”
      “Jo wie beste dann do dran jekumme?”
      “Vun d’r Nachbarin, de vorige Woch enjetrocken is.”
      “Wat, von der?”
      “Die hätt mich jestern mit zum Kaufland jenomme, dann iss se hinter der Kippe in dat Wäldsche jefahren, hätt sich op de Rückbank jesetzt un de Ungerbotz usjetrocke. “Du kannst alles von mir haben, was Du willst”, hätt dat Ahl für misch jesaat. Do han isch der Cadillac jenommen.”
      “Dat wor schlau, Schäl. Dem Ahl sin Ungerbotz hätt dir jo höchstwahrscheinlich net jepasst.”

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      1. Pit

        Hallo Martin,
        zunächst einmal danke für den Witz: sehr gelacht – oder, wie es im Zeitalter des SMSens wohl heißen müsste: ROFALMAO [„rolling on (the) floor and laughing my ass off“]. 😉
        Zu „bös“: ist mir erst durch Dich aufgefallen (worden), dass ich vielleicht besser „böss“ geschrieben hätte. Ich freue mich schon über weitere Diskussionen der Rechtschreibung und Grammatik des „Hoch-Kölschen“.
        Kölsch ist also deine „erste Fremdsprache“. Gut, dass Du nicht aus dem Vorgebirge stammst, dann wäre nämlich Hochdeutsch Deine erste! 😉
        Für mich ist „Kölsch“ auch angelernt, und ich habe da Riesendefizite. Als in Krefeld-Linn geboren und bis zu meinem 16. Lebensjahr aufgewachsen, bin ich mit „Lennsch Platt“ groß geworden – und das ist ein ganz anderer Dialekt als das Kölsch. Apropos „Kölsch“: kennst Du die „kölsche Kurzmitteilung“? Ist eine Übertragung eines Kurzantwortformulars ins Kölsche. Echt lustig. Muss ich Dir gelegentlich mal per E-Mail schicken.
        Liebe Grüße aus den (relativ) dialektlosen USA,
        Pit

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  5. Klausbernd

    Schöner Beitrag, lieber Martin. Hier Norfolk isst man auch Tauben, allerdings, wenn die im Pub bestellt, bekommt man gleich drei. Wir sind wohl immer noch gierige Wikinger 😉 Mein Nachbar im Norden schießt regelmäßig Tauben, da sich gerade die Wood Pigeons so vermehren. Wir grillen die dann und freuen uns, dass es einige Scheißer weniger gibt.
    Ganz liebe Grüße aus dem hochsommerlichen Cley next the Sea
    Klausbernd

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    1. emhaeu Autor

      ….. ja ihr schießt wohl auf alles, was durch die Lüfte fliegt. Ich erinnere mich, bei Dir mal von einem NAchbarn (?) geschossene Flugenten gegessen zu haben, die auch nicht viel größer waren als die Tauben, aber lecker geschmeckt haben! Grüßend, MArtin

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