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Arbeitspause

Eine Binsenweisheit, gewiss, aber als ich heute morgen so im Garten saß und einen Apfel verspeiste, da dachte ich: Jetzt kann ich entweder den Anblick der sprießenden, in Grün- und Blautönen leuchtenden Natur genießen – oder die morschen Zweige oben auf der Birke betrachten und überlegen, wann und wie der Baum gefällt werden muss – oder mich über das Flugzeug ärgern, dass just in diesem Moment das Gurren der Tauben übertönt.

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Und was fällt uns zur Wiese ein? Der Rasen müsste gemäht werden und die braune Tonne ist voll – wohin mit dem Rasenschnitt?

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Gedanken beim Rasenmähen

IMG_1348Das Gras muss ab, schön gewachsen ist es seit den letzten Herbstregenfällen. Schönes, frisches Gras. Was würden sich die Kühe in Asturien über so feines Gras freuen, denke ich, als ich die erste Schubkarre voll in die Mülltonne befördere. In die braune Tonne natürlich, damit der Rasenschnitt von der damit beauftragten Firma fachgerecht kompostiert wird.  Und doch, ist das nicht Verschwendung? Wäre es nicht viel sinnvoller, Kühe, Schafe oder Ziegen zu füttern? Wie viele Schafe könnte ich wohl von unseren 500 m2 ernähren,  überlege ich.

Landtreff.de weiß Rat: eine Großvieheinheit pro Hektar. Eine Großvieheinheit entspricht einer Kuh oder 4 Schafen incl. der Nachzucht. 7 mehr oder weniger große Schafe also kriegt man von einer guten Weide satt. Ich habe aber keinen Hektar, sondern nur 500 m2, das sind, bekomme ich nach längerem Nachdenken heraus, nur 0,05 Hektar, die nur für 1/3 Schaf reichen. Da wird also nichts draus.

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Aber warum Tierhaltung? Die Zülpicher Börde, zu der unser Garten gehört, hat mit die beste Bodenqualität Deutschlands, Weideland als solches wäre schon Verschwendung. Also Getreide. Wie viel Weizen könnte ich auf meinen 0,05 Hektar ernten? 80 Doppelzenter pro Hektar ist in dieser Gegend noch nicht einmal ein Spitzenwert. Das wären 80 x 100 x 0,05 = 400 kg. Und wie viele Brötchen kann man daraus backen? 400 kg Weizen ergeben 300 kg Mehl und 100 kg Kleie und ähnliche Reste, woraus man Tierfutter machen kann. Prima, da bleibt ja was für die Schafe übrig und eine ganze Menge Stroh außerdem.  Aus den 300 kg Mehl, verrät wieder landtreff.de, könnte ich 8000 Brötchen backen. 21,92 Brötchen jeden Tag!

Dazu müsste ich aber ein paar Maschinen anschaffen oder das Getreide mit der Sense mähen wie zu Großvaters Zeiten, überlege ich, als ich die zweite Schubkarre voll Gras in die braune Tonne befördere. Wie wäre es mit Kartoffeln? Mindestens 450 Doppelzentner pro Hektar weiß landtreff.de. Also 450 x 100 x 0,05 = 2250 kg Kartoffeln, das sind 900 ALDI-Beutelchen pro Jahr. Wer soll die alle essen? Ein Schwein: Ein Schwein frisst gerne Kartoffeln und ist mit 3 kg am Tag vollauf zufrieden. Eine einseitige Diät, aber theoretisch könnte ich zwei Schweine satt kriegen und hätte immer noch genug Kartoffeln für uns übrig.

Ja und wenn alle Deutschen ihre Rasenflächen in ihrem Garten umwandeln würden, dazu die ganzen Rasenflächen rings um öffentliche Gebäude, wie viele Menschen und Tiere könnte man davon ernähren!  ————- Lohnt sich nicht, außerdem haben wir keine Zeit dazu.

Der Rasen ist fertig gemäht. Unter dem Kirsch- und dem Mirabellenbaum ist der Rasenertrag nicht so hoch, nur eine halbe Schubkarre. Da bleibt noch genug Platz in der braunen Tonne für die verblühten Sonnenblumen, von deren Kernen sich eine ganze Schar von Meisen und Stieglitzen ernährt. Immerhin ein paar Vögel kriegen wir satt.

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Ein Jahr WordPress – Nachdenkliches zum ersten Geburtstag

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Heute morgen kam die Mitteilung: Herzlichen Glückwunsch, Sie sind jetzt ein Jahr bei WordPress. Prima, die Datenbank hat an mich gedacht.  Zeit für ein kleines Fazit.

Bevor ich zu WordPress umgezogen bin, habe ich ja drei Jahre einen Blog bei Blogspot gemacht. Mein Word-Press-Blog ist allerdings ziemlich anders geworden als mein alter Blog. Das liegt weniger an mir als am System.

Bei meinem alten Blog habe ich einfach drauflos geschrieben, Fotos, die ich so gemacht habe eingefügt, auch mal eine Zeichnung, auch mal irgendein Bild aus dem Internet. Ich habe längere Texte geschrieben und mehr persönlicher aus meinem (Alltags-)Leben, also mehr tagebuchähnlich. Gekümmert hat sich kaum jemand darum. Da zeigte die Statistik zwar immer eine Reihe von Besuchern an, auch heute noch übrigens – aber ich bin mir nie sicher, ob das nicht Roboter sind. Kommentare gab es so gut wie nie. „Like its“ sind bei Blogger technisch nicht möglich. Da hat sich bei WordPress gründlich geändert – und da ist ja auch das schöne bei WordPress. Ich habe eine Menge „Follower“ (mir fehlen noch 2 bis zur 100 … ), kriege meine „Like its“ und freue mich über Kommentare. So habe ich eine Reihe von menschen zumindest virtuell kennengelernt, was ich nicht missen möchte.

Jetzt kommt das Aber: Besucher bekommt man bei WordPress bekanntlich in erster Linie, wenn man ich auf anderen Blogs rumtreibt und selbst Follower wird und „Like its“ verteilt. Ist ja auch nichts gegen zu sagen. Hat aber Konsequenzen: Die Liste der Blogs, die man sich im Reader ansieht, wird immer länger. Alles zu lesen, dazu reichen Lust und Zeit oft nicht. Da ertappt man sich schon mal bei dem Gedanken: Hoffentlich hat der nicht wieder so viel geschrieben. Ertappt sich auch dabei, nur die Überschrift zu lesen oder das Bild anzuschauen. Klick, der nächste bitte. Langer Text=schlechter Beitrag. Ist natürlich Quatsch, führt aber dazu, das ich auch schon immer denke: Bloß nicht zu viel schreiben, du belästigst die armen Leute nur. Was auch schade ist. Und weshalb ich hier & heute ganz viel schreibe.

Das zweite sind die Bilder. Auch da gibt es bei mir so einen Effekt: Einfach Bilder zeigen, nach Lust und Laune, so wie ich das früher gemacht habe, ist nicht mehr drin. Schließlich messe ich mich mit sehr guten Fotografen. Und wenn ich all die wunderschönen Blumen-Bilder sehe, dann denke ich: Auf Deine Blumenbilder hat die Welt nicht gewartet. Ist alles zu viel. Zu viel süße Katzen und Hunde, zu viel Sonnenuntergänge, zu viel bunte Blumen – alles schon da, alles von anderen viel besser fotografiert. Bei den Zeichnungen, die ich schon mal mache – und die dem Blog „rumgekritzelt“ ja eigentlich seinen Namen gegeben haben,  ist das noch stärker: Wenn ich sehe, wie gut andere Menschen zeichnen können, frage ich mich, wieso ich die Welt auch noch mit meinem Gekritzele belästigen soll. Also bleibt der Kram wieder daheim, wie ehedem.

Mal sehen, vielleicht ist auch mal Zeit, was Neues anzufangen, neue Formen zu finden. Aber jetzt muss ich unbedingt noch sehen, was die anderen gemacht haben und ein paar „Like its“ verteilen!